So langsam habe ich die Vorbereitungen für den Wetterquilt abgeschlossen. Ich hatte ja schon einmal eine Stoffvorauswahl in einem früheren Post vorgestellt. Da hatte ich vor, in Schritten von 2° den Quilt zu nähen. Das habe ich mir inzwischen anders überlegt. Ich werde bis auf die Minusgrade in 1° Schritten arbeiten. Das hat folgenden Grund, meine Stoffe sind schon älteren Datums und nicht immer verfüge ich über größere Mengen. Nachbekommen werde ich nichts mehr. Und vielleicht macht es die Sache auch lebendiger.
Hier kommt meine Farbkarte. Eine besondere Legende werde ich später auch noch nähen, die ist meine Arbeits-Farbkarte.
Die Farben sind schon sehr kräftig. Da ich aus dem Vorrat arbeite, muss ich mit dem planen, was vorrätig ist.Als Rand habe ich einen anthrazitfarbenen Stoff gefunden. Er ist dafür perfekt. Etwa 2,50 m sind vorhanden. Das reicht für mehrere Wetterquilts. Da Stoff hat eine Richtung und ist deshalb nicht für jedes Projekt problemlos einsetzbar. Aber wie gesagt, in diesem Fall ist es in meinen Augen die perfekte Wahl.
Ich habe mir vorgenommen, zuerst für das Jahr 1950 einen Quilt zu nähen. Und dann einen zweiten für 2020. Dazwischen liegen 70 Jahre. Eine lange Zeit. Den Januar 1950 habe ich schon fertig.
Meine Daten entnehme ich einer Karte, die seit 1950 die Temperaturen am Flughafen Bremen aufzeichnet. Das ist etwa 36 km von meinem Heimatort entfernt. Und bei Vergleichen in den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass die Daten mit denen an meinem Wohnort nahezu identisch sind. Ich runde alle Daten ab 0,5 auf die nächsthöhere Gradzahl auf.
Was konnte ich noch über Januar 1950 erfahren? Der Tageshöchstwert lag bei 9,1° und das war am 12.01. Der Tiefstwert betrug am 30.01. -12,6° (das steht hier nur zur Info, denn die Tiefstwerte werde ich nicht berücksichtigen). Ganz schön kalt. Im Januar 1950 hatten wir 89,7 Sonnenstunden. Niederschlag gab es 44,5 l/qm und der regenreichste Tag war der 05.01 mit 15 l/qm.
Was fällt mir zu 1950 noch ein.
Ganz schön viele Leute gab es in unserer kleinen
Doppelhaushälfte, die so etwa 98 qm groß war. Unsere Familie bestand aus meinen Großeltern, meinen
Eltern und meinem Bruder und mir. Dann wohnte in einer Stube eine 3-köpfige Familie, die bei uns einquartiert war. Ich weiß nicht mehr genau, ob es sich um Flüchtlinge handelte oder um eine Familie, die in Bremen ausgebombt war. Die Wohnungsknappheit war damals sehr groß. Und in einem kleinen Raum im Obergeschoß wohnte noch ein einzelner Herr, der bei der Post arbeitete. Dieser winzige knapp 6 qm große Raum war später bis zu meiner Heirat mein Zimmer.
Badezimmer? Fehlanzeige. Es gab ein Plumbsklo im kleinen Stall. Gewaschen hat man sich in der Küche. Da wurde auch einmal in der Woche die Zinkwanne aufgestellt, in der wir gebadet haben. Im Sommer passierte das draußen hinter der Stalltür. Zumindest für uns Kinder.
Heizung? Auch Fehlanzeige. Es gab einen Herd in der Küche und in den beiden Stuben gab es Kachelöfen. Im Obergeschoß die beiden Schlafzimmer und der kleine Raum waren nicht beheizbar. Ich erinnere mich noch gut an die Eisblumen an den einfachen Fenstern. Die Federbetten wurden mit der Zeit klamm. Und dann war es so, bevor wir Kinder ins Bett gebracht wurden, haben meine Eltern die Oberbetten zum Aufwärmen in die gut geheizte Stube geholt.
Für uns war das damals normal. Da wurde auch nicht ständig gejammert. Es war so und es war gut so. Aber falls jemand meint, das härtet doch ab. Nein, bei mir nicht. Ich war ständig erkältet. Ich freue mich jeden Tag aufs Neue über unsere Heizung!
1950 war ich 5 Jahre alt und ich habe sogar noch ein altes Bild von mir gefunden.
Was ich da gerade mit ein wenig skeptische Mine beobachte, das weiß ich nicht mehr. Aber an den Ort kann ich mich noch gut erinnern. An diesen kleinen Weg gegenüber vom Wohnhaus meiner Freundin Uschi. Wir Kinder hatten genügend Spielmöglichkeiten, im eigenen Garten, in den Wegen und Straßen. Wer hatte damals ein Auto?
Wie gesagt, die Wetterquilts für 1950 und 2020 werde ich zunächst nähen. Dann kann ich besser übersehen, wie ich mit den Stoffen zurecht komme. Notfalls gibt es dann für die anderen Quilts und auch den aktuellen eine andere Stoffauswahl.
Und ich werde auch die eine oder andere Erinnerung einfließen lassen. Ja, auf das Projekt freue ich mich.
Es schneit hier und der perfekte Platz ist für mich heute der Nähkeller.
Bis bald!