Sonntag, 7. Februar 2021

Vorbereitungen Wetterquilt

 So langsam habe ich die Vorbereitungen für den Wetterquilt abgeschlossen. Ich hatte ja schon einmal eine Stoffvorauswahl in einem früheren Post vorgestellt. Da hatte ich vor, in Schritten von 2° den Quilt zu nähen. Das habe ich mir inzwischen anders überlegt. Ich werde bis auf die Minusgrade in 1° Schritten arbeiten. Das hat folgenden Grund, meine Stoffe sind schon älteren Datums und nicht immer verfüge ich über größere Mengen. Nachbekommen werde ich nichts mehr. Und vielleicht macht es die Sache auch lebendiger.

Hier kommt meine Farbkarte. Eine besondere Legende werde ich später auch noch nähen, die ist meine Arbeits-Farbkarte.


Die Farben sind schon sehr kräftig. Da ich aus dem Vorrat arbeite, muss ich mit dem planen, was vorrätig ist.

Als Rand habe ich einen anthrazitfarbenen Stoff gefunden. Er ist dafür perfekt. Etwa 2,50 m sind vorhanden. Das reicht für mehrere Wetterquilts. Da Stoff hat eine Richtung und ist deshalb nicht für jedes Projekt problemlos einsetzbar. Aber wie gesagt, in diesem Fall ist es in meinen Augen die perfekte Wahl.

Ich habe mir vorgenommen, zuerst für das Jahr 1950 einen Quilt zu nähen. Und dann einen zweiten für 2020. Dazwischen liegen 70 Jahre. Eine lange Zeit. Den Januar 1950 habe ich schon fertig.

Meine Daten entnehme ich einer Karte, die seit 1950 die Temperaturen am Flughafen Bremen aufzeichnet. Das ist etwa 36 km von meinem Heimatort entfernt. Und bei Vergleichen in den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass die Daten mit denen an meinem Wohnort nahezu identisch sind. Ich runde alle Daten ab 0,5 auf die nächsthöhere Gradzahl auf. 

Was konnte ich noch über Januar 1950 erfahren? Der Tageshöchstwert lag bei 9,1° und das war am 12.01. Der Tiefstwert betrug am 30.01. -12,6° (das steht hier nur zur Info, denn die Tiefstwerte werde ich nicht berücksichtigen). Ganz schön kalt. Im Januar 1950 hatten wir 89,7 Sonnenstunden. Niederschlag gab es 44,5 l/qm  und der regenreichste Tag war der 05.01 mit 15 l/qm.

Was fällt mir zu 1950 noch ein. 

 Ganz schön viele Leute gab es in unserer kleinen Doppelhaushälfte, die so etwa 98 qm groß war. Unsere Familie bestand aus meinen Großeltern, meinen Eltern und meinem Bruder und mir. Dann wohnte in einer Stube eine 3-köpfige Familie, die bei uns einquartiert war. Ich weiß nicht mehr genau, ob es sich um Flüchtlinge handelte oder um eine Familie, die in Bremen ausgebombt war. Die Wohnungsknappheit war damals sehr groß. Und in einem kleinen Raum im Obergeschoß wohnte noch ein einzelner Herr, der bei der Post arbeitete. Dieser winzige knapp 6 qm große Raum war später bis zu meiner Heirat mein Zimmer.

Badezimmer? Fehlanzeige. Es gab ein Plumbsklo im kleinen Stall. Gewaschen hat man sich in der Küche. Da wurde auch einmal in der Woche die Zinkwanne aufgestellt, in der wir gebadet haben. Im Sommer passierte das draußen hinter der Stalltür. Zumindest für uns Kinder.

Heizung? Auch Fehlanzeige. Es gab einen Herd in der Küche und in den beiden Stuben gab es Kachelöfen. Im Obergeschoß die beiden Schlafzimmer und der kleine Raum waren nicht beheizbar. Ich erinnere mich noch gut an die Eisblumen an den einfachen Fenstern. Die Federbetten wurden mit der Zeit klamm. Und dann war es so, bevor wir Kinder ins Bett gebracht wurden, haben meine Eltern die Oberbetten zum Aufwärmen in die gut geheizte Stube geholt.

Für uns war das damals normal. Da wurde auch nicht ständig gejammert. Es war so und es war gut so. Aber falls jemand meint, das härtet doch ab. Nein, bei mir nicht. Ich war ständig erkältet. Ich freue mich jeden Tag aufs Neue über unsere Heizung!

1950 war ich 5 Jahre alt und ich habe sogar noch ein altes Bild von mir gefunden.


Was ich da gerade mit ein wenig skeptische Mine beobachte, das weiß ich nicht mehr. Aber an den Ort kann ich mich noch gut erinnern. An diesen kleinen Weg gegenüber vom Wohnhaus meiner Freundin Uschi. Wir Kinder hatten genügend Spielmöglichkeiten, im eigenen Garten, in den Wegen und Straßen. Wer hatte damals ein Auto?

Wie gesagt, die Wetterquilts für 1950 und 2020 werde ich zunächst nähen.  Dann kann ich besser übersehen, wie ich mit den Stoffen zurecht komme. Notfalls gibt es dann für die anderen Quilts und auch den aktuellen eine andere Stoffauswahl.

Und ich werde auch die eine oder andere Erinnerung einfließen lassen. Ja, auf das Projekt freue ich mich.

Es schneit hier und der perfekte Platz ist für mich heute der Nähkeller. 

Bis bald!

12 Kommentare:

  1. Liebe Renate,
    ein wunderbarer Bericht, vielen Dank dafür. Ich bin 1955 geboren und kann mich an viele Details deiner Schilderungen noch sehr gut erinnern, bei uns ging es ähnlich zu.
    Auf deine Wetterquilts freue ich mich schon, die Stoffe, die du aus deinem Fundus ausgewählt hast, scheinen perfekt dafür zu sein.
    Ganz liebe Grüße an dich, Jutta

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  2. Was für wunderbare Erinnerungen. Wenn es die zu jedem Monat deiner Wetterquilts gibt freue ich mich schon darauf. Mit den Wetterquilts selber aber, kann ich nicht soviel anfangen. Irgendwie erreichen die mich nicht.

    Gruß Marion

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  3. Liebe Renate, Die Schilderung deiner Kindheit ähnelt ziemlich meiner eigenen. Jahrgang 54 - und trotzdem Wohnungsmangel. Wir wohnten in kleinen Zimmern im Dachboden eines Mehrfamilienhauses. Die Küche war über den gemeinsamen Flur zu erreichen. Keine Wohnungstür - jedes Zimmer nachts immer abgeschlossen. Ein Zimmer gehörte auch noch einer einzelnen Frau. Das Klo war eine halbe Treppe tiefer und für alle zugänglich. Geschlafen haben wir zu viert in einem Zimmer bis 1963. Das waren noch Zeiten !
    Deine Wetterquilts werden sehr interessant werden. Ich hab mich auch schon mal das Wetter von 1954 und letztem Jahr angesehen (in deinem link zum Bremer Wetter) Viel wärmer!
    Eines Tages wird es so kommen, dass die Menschen wieder so leben wie wir in den Nachkriegsjahren. Mager und eng weil sie Kriege über die letzten Ressourcen und Lebensraum führen werden.
    LG Ursula

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  4. Liebe Renate
    Das waren schon schlechte Zeiten so nach dem Krieg, aber die Leute hatten viel mehr zueinander gehalten und geholfen als jetzt. Keiner war einem etwas neidig, im Gegensatz zu heute. Meine Schwiegermutter hatte das Plumpsklo noch bis in den letzten Jahren natürlich nicht in Verwendung, aber meine Kinder hat es fasziniert, kannten sie ja nicht. Ich glaube ich werde auch so einen Wetterqilt versuchen, wenn ich die richtigen Daten zu meinem Geburtsjahr finde. Das macht mich neugierig wie es damals war. Die Zusammenstellung der Farben ist dir gut gelungen.
    Liebe Grüße Maria

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  5. Hallo, guten Abend
    Ich bin ein Jahr nach Dir geboren und hatte auch so eine "Radelrutsch". So sagte man damals zu diesem Gefährt. Dein Beitrag und die Erzählungen haben mich in Erinnerung schwelgen lassen. Bad und Heizung hatten wir auch nicht. Zur Toilette (auch Plumpsklo) mussten wir 1 Stockwerk tiefer auf dem Flur. Meinen damaligen Schulweg habe ich meiner Enkelin mal gezeigt. Ihre Frage war ganz empört: "Und da hast Du nicht protestiert?" Wie Du schon erwähnt hast, liebe Renate, es war so und es war gut so. LG Christa

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  6. Hallo Renate,
    ich bin über 20 Jahre jünger als du, aber meine Eltern gehören deiner Generation an. Einiges von dem du erzählt hast, kannte ich von meinen Eltern aus ihren Erzählungen auch. Mein Vater musste z. B. jeden Tag 6km (ein Weg) zu Fuß zur Schule und das bei Wind und Wetter, da gab es keinen Schulausfall, so wie heute. Auf jeden Fall vielen Dank für deinen lieben ERinnrungen, bin gespannt, was du uns sonst noch erzählen wirst und natürlich auf deine Quilts.
    Liebe Grüße, Manuela

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  7. Liebe Renate,
    auch ich bin um einies jünger als Du, doch solche Zeiten mit engen Wohnverhältnissen kenne ich auch noch zu gut. Meine Mutter hat z.B. die ersten zwei Jahre meines Lebens mit mir in ihrem Elternhaus gewohnt, weil des keine Wohnungen für junge Familien gab. Mein Papa kam uns sozusagen immer nur am Wochenende besuchen (es lagen ca.. 17km Fußweg und ein Fluss, der per Boot überquert wurde, zwischen uns). Das kann sich heute kaum noch jemand vorstellen. Dein Wetterquilt-Projekt finde ich sehr spannend, besonders dieser Vergleich der 1950er und 2020er Jahre. Ich bin sehr gespannt darauf.
    Herzliche Grüße Anke

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  8. Liebe Renate,
    die Wetterquilts 1950 und heute im Vergleich, finde ich eine tolle Idee.
    Ja, auch kenne noch die unbeheizten Räume sehr gut und eigentlich schade, dass die Kids heute keine Eisblumen am Fenster mehr kennen!
    Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich als Säugling (Baby sagte damals niemand) mit Mütze und Handschuhen geschlafen habe, weil die schräge Wand über meinem Bett innen vereist war! Hausisolierung kannte man damals auch noch nicht und Baden in der Zinkwanne ist mir auch noch vertraut.
    Nur wenn Kohlen und Briketts geliefert wurden, bekam jeder ein eigenes Bad, sonst wurden mehrere hintereinander im gleichen Wasser geschrubbt, der sauberste zu erst *g* Das war wohl immer eine schwierige Auswahl *lach*
    Ich freue mich schon auf weitere Geschichten von dir und wünsche viel Spaß bei diesem Projekt
    Liebe Grüße Doris :o)

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  9. Das ist bestimmt ein wundervolles Projekt, wo man so schön tief einsteigen kann.

    Nana

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  10. Oh Mann, wenn ich deinen Post lese bekäme ich glatt auch Lust auf einen Wetterquilt, aber aus meinem Geburtsjahr, das wäre mal was. Ich freu mich auf deine Bilder.
    Lg Martina

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  11. Herrlich sind deine Erinnerungen an die Kindheit, auch ich kann mich daran gut erinnern. Deshalb finde ich es auch sehr interessant, dass du einen Wetterquilt aus lang vergangenen Jahren nähst, da werden die Unterschiede noch viel deutlicher.
    LG eSTe

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  12. Liebe Renate,
    ich komme wieder mal mit dem Lesen nicht hinterher. Dein Wetterquilt ist so super gestartet! Die Farbkarte wird Dir eine gute Hilfe sein. Im Winter wird es dunkler sein als bei mir und durch die gemusterten Stoffe schön grün! Das wird gut aussehen. Und Du wirst pefekte Sommer erleben! *lach*
    Schön, dass Du die Erinnerungen mit uns teilst. Das ist ja mal so eine ganz andere Sicht auf das Wetter.
    Ich wünsche Dir ganz viel Freude beim Nähen und Zurückschauen.
    Herzliche Grüße
    Elke

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